>> Beim Tennis geht es darum, Probleme zu lösen. Darum geht es wirklich. Und Du kannst keine Probleme lösen, wenn Du nicht die Fähigkeit oder das Einfühlungsvermögen hast, alles um dich herum wahrzunehmen.
Je besser man das Problem aus der Sicht anderer Menschen versteht, desto besser kann man es für andere lösen - im Leben und im Beruf.
Boris Becker zum Beispiel, der mich die ersten drei Male, die wir gegeneinander gespielt haben, geschlagen hat - weil sein Aufschlag etwas war, was ich noch nie gesehen hatte.
Ich habe mir ein Video nach dem anderen von ihm angeschaut und stand ihm drei Mal am Netz gegenüber, und ich begann zu erkennen, dass er diesen seltsamen Tick mit seiner Zunge hatte.
Ich mache keine Witze: Er machte seine Schaukelbewegung, seine gleichen Abläufe, und gerade als er den Ball aufschlagen wollte, streckte er seine Zunge heraus, und sie war entweder genau in der Mitte seiner Lippen oder in der linken Ecke seiner Lippen.
Wenn er von der rechten Seite des Spielfelds aufschlägt und seine Zunge in die Mitte seiner Lippen legt, schlägt er entweder in die Mitte oder zum Körper auf.
Wenn er sie aber zur Seite legt, schlägt er nach weit außen auf. Das Schwierigste war nicht der „Return“ seines Aufschlags … das Schwierigste war, ihn nicht wissen zu lassen, dass ich das wusste.
Ich musste also der Versuchung widerstehen, seinen Aufschlag für den Großteil des Spiels zu lesen, und die Momente wählen, in denen ich die Informationen zu einem bestimmten Punkt nutzte, um einen Schlag auszuführen, der es mir ermöglichen würde, das Spiel zu gewinnen.
Das war die Schwierigkeit mit Boris. Ich hatte kein Problem damit, bei seinem Aufschlag ein „Break“ (Den Satz beim Aufschlag des Gegners für sich zu entscheiden) zu erzielen.
Ich hatte ein Problem damit, die Tatsache zu verbergen, dass ich bei seinem Aufschlag nach Belieben ein „Break“ erzielen konnte, weil ich einfach nicht wollte, dass er die Zunge im Mund behält - ich wollte, dass sie immer wieder herauskommt.
Nachdem er 3 Matches gegen Boris Becker verloren hatte, gewann Agassi 9 der nächsten 11 Matches.
Also erzählte ich Boris davon, nachdem er in Rente gegangen war. Denn ich habe nur aus Selbstschutz ein gutes Urteilsvermögen bewiesen und ihm das nicht vorher mitgeteilt. Ich habe es ihm auf dem Oktoberfest erzählt.
Wir waren auf dem Oktoberfest in Deutschland und haben zusammen ein Bier getrunken, und ich konnte nicht anders als es zu sagen:
"Übrigens, wusstest Du, dass Du das früher gemacht hast und deinen Aufschlag verschenkt hast?".
Er ist fast vom Stuhl gefallen. Er sagte: "Ich bin immer nach Hause gegangen und habe es meiner Frau erzählt: Es ist, als ob er meine Gedanken lesen könnte". Und er sagte zu mir: "Ich wusste gar nicht, dass Du nur meine Zunge liest". >>